Freitag, 29. Januar 2016

(1) Wir kommen in Thailand an...

Buddhistische Tempel Bankok Wat Phra Keo

Der Flug


Eine längere Zeit der Vorbereitung liegt hinter uns. Die Reiseroute ist ausgearbeitet und mit unserer Tochter Anna-Lena in Australien abgestimmt. Die Hotels sind gebucht, die Zugfahrten und Flüge reserviert – alles im Internet. Auch medizinisch haben wir vorgesorgt: Impfungen wurden überprüft und erneuert. Wir führen eine Menge NoBite mit uns – das beste Mückenmittel in den Tropen. Sohn Cornelius ist uns eine Warnung: er hatte sich das Dengue-Fieber in Thailand geholt. Auch Malaria Prophylaxe haben wir im Gepäck. Und Mückennetze für Betten. Mit dem Gepäck haben wir uns sehr beschränkt. Denn wir wollen beweglich sein. Sogar etwas Thailändisch habe ich gelernt.

Am 16.02.2013 besteigen wir in Figueres den Zug nach Barcelona. Wir sind etwas beklommen. Wird alles gut gehen? Überfordern wir uns nicht mit dieser Reise? Man hört und liest so vieles über Gefahren in dem Land, in das wir reisen: mangelnde Hygiene, Krankheiten, tropische Hitze, scharfes Essen, Armut, zudringliche „Helfer“, Diebstahl, Prostitution…
Andererseits: es fahren so viele nach Thailand und kommen unbeschadet wieder. Manche verbringen sogar ihr Alter dort. Aber wir haben uns noch überall durchgeschlagen. Wir sind gespannt…

In Barcelona Airport finden wir erst den für uns neuen internationalen Flughafen nicht. Ein Bus bringt uns dahin. Wir steigen in ein Flugzeug von Qatar-Airways ein – soll „die beste Fluggesellschaft der Welt“ sein, ohne nennenswerte Unfälle bisher. Rund 20 Stunden Flug mit Zwischenaufenthalt in Doha liegen vor uns. Wir heben über der wintertrüben und -kalten katalanischen Metropole ab. Nach dem Start machen wir es uns bequem. Vor uns ein kleiner Bildschirm, in dem es Informationen und Filme zu sehen gibt. So vertreiben wir uns die Zeit. Dazwischen gibt es Essen – warum servieren die Fluggesellschaften immer etwas mit Hühnchen oder weich gekochten Fisch? Dazwischen stehen wir auf und bewegen uns.

In Doha in Arabien - Landung. Nie etwas von Doha gehört! Muss aber eine große Stadt sein. Beim Anflug sehen wir im Dunkeln ein ausgedehntes Lichtermeer, Wolkenkratzer…
Der Flughafen ist riesig. Überall Wachen. In den Hallen ein buntes Gewimmel von Europäern, Arabern, Asiaten. Wir dürfen nur bestimmte Wege gehen, Pass- und Gepäckkontrolle, unnötig, aber Machtdemonstration – auch wir hier sind wer! Dann langes Warten im geschlossenen Bus vor dem Flugzeug nach Bangkok. Dieser Flughafen ist uns gründlich verleidet!

Endlich im Flugzeug. Wir erhalten Decke, ein Päckchen mit Schlafmaske, Zahnbürste, Ohrstöpsel  - und wieder Hühnchen. Und weiter geht der Flug über den Indischen Subkontinent – von dem wir nicht viel sehen, da die Fenster zugezogen werden – nach Asien.


Karte von Thailand ( Lonely Planet). Unsere Reiseroute: Bangkog - Ayutthaya - Chiang Mai - Krabi - Bangkok


1. Tag - Bangkok


Wir schlafen, so gut es geht, und sehen dazwischen Filme. Morgens pappiges Frühstück.
Bald Anflug nach Bangkok Savarnabhumi: von oben sehen wir Meer, Felder, Palmenhaine, dann große Häuserflächen mit kleinen Häuschen und Ansammlungen von großen modernen Bauten, dazwischen Wasserläufe und Straßenführungen. Auschecken, Visum, Gepäckabholung – ohne Probleme. Wir stehen in der Außenhalle – natürlich viel Betrieb, wie auf jedem internationalen Flughafen. Wir tauschen Geld um, besorgen uns einen Stadtplan und dann geht´s an einen zentralen Taxiverteilungsstand. Da wir Bescheid wissen, klappt alles bestens. Sofort haben wir ein klappriges Taxi. Wir wissen die Taxifahrer können meist kein Englisch und so händigen wir diesem eine    Anfahrtsskizze zum Hotel aus. Wir achten darauf, dass er den Meter einschaltet – und los geht es in atemberaubendem Tempo und mit rasantem Überholen. Breite mehrspurige (kostenpflichtige) Highways – immer wieder Bögen und Monumente mit dem farbigen Bild des Königs. Am Rande fliegen Grünzonen mit tropischen Bäumen, Hüttenansammlungen und moderne Viertel mit gigantischer moderner Grosstadtsilhouette vorbei.






Democracy-Denkmal


Trok Sin 
Eingang zum Baan Dinso-Hostal

Die Zimmer groß, sauber und mit allem notwendigen ausgestattet (Dusche, Klimaanlage). Die Fahrt verlangsamt sich, der Verkehr wird dichter. Im Schritttempo kommen wir an einen riesigen Verkehrskreisel. In der Mitte ein großes Monument, Das Democracy-Monument, erinnert an die Einführung der Demokratie in Thailand, ich glaube 1938. Wir sind im Zentrum von Bangkok. Und dann geht es links ab in die Dinso Road. Und da sind wir in Asien, Thailand. Enge Straße, auf dem Bürgersteig dichtes Gewimmel, kleine Geschäfte, überall in den Häusern winzige Restaurants, in denen gebruzzelt wird und aus denen Gewürzdüfte steigen, engste Seitengassen – sie heißen „Soi“ - mit Markständen, die allerlei Kram feil bieten. Vor einem Klong, einem schmutzigen Kanal, biegt der Taxifahrer in eine der engen Seitengassen ab und bleibt stecken: Trok Sin – wir sind angekommen. Rings herum Hütten mit offenen Türen, in denen Menschen sitzen, kochen, werkeln. Sie blicken neugierig und freundlich. Wir laufen mit unserem Gepäck ein paar Schritte, wieder in eine Seitengasse. Hier abseits des Getriebes stehen einige alte Thai-Holzhäuser, viel Grün. Da ist unser Hotel – Baan Dinso. Baan heißt Dorf und wir sind hier wirklich von dörflichem Leben umgeben. Eine Oase im quirligen Bangkok. Wir durchschreiten ein großes Tor – unsere Tochter wartet schon im Hof. Sie ist bereits in der Nacht angekommen. Freudige Begrüßung und herzliche Umarmungen. Wir freuen uns sehr, sie wieder zu sehen und das war ja auch ein Zweck der Reise. Im Haus werden wir von zwei jungen Thailänderin empfangen: Ich: Sawadii krap – sie verneigen sich mit gekreuzten Händen vor der Brust- und antworten fast singend: Sawadii kha. So begrüßt man sich in Thailand.

Das kleine Hotel besitzt einen schönen Aufenthalts-Hof mit Wasserbecken und einem „Geisterhäuschen“. Im thailändischen Buddhismus verehrt man Geister und Ahnen und bringt ihnen Opfer dar - Speisen, Getränke, Blumen, Räucherstäbchen. Man bittet um die Freundschaft und den Schutz der Geister. Korrekterweise weist man die Geister aber auch darauf hin, dass die wahren „Edelsteine“, denen die eigentliche Verehrung gebührt, der Buddha, seine Lehre und die Mönchsgemeinde sind. Das Haus ist ein stilvoll eingerichtetes Thaihaus. Die Zimmer groß, sauber und mit allem notwendigen ausgestattet (Dusche, Klimaanlage).

"Geisterhäuschen" im Garten des Baan Dinso 
Herzlicher Empfang 























Wir machen uns frisch. Aber dann hält uns nichts mehr. Da wir morgen Abend schon nach Ayutthaya abreisen wollen, möchten wir etwas von Bangkok sehen. Wir beschließen, eine der historischen Hauptsehenswürdigkeiten Bangkoks aufzusuchen: den WAT PHO mit dem berühmten liegenden Buddha. Wat heißt Heiligtum und dieses ist eines der wichtigsten in Thailand.


Die große Schaukel 

Wir laufen die lebhafte Dinso Road hinunter. Auf dem Weg kommen wir an einem seltsamen hohen Gestell vorbei. Es ist die „Große Schaukel“. Früher haben sich hier bei Festen Menschen weit und hoch hinaus geschaukelt, um Silbermünzen zu erhaschen, die irgendwo befestigt waren. Heute ist die Schaukel leer – das Schaukeln war zu gefährlich.

Dann kommt ein Tempel - Wat Suthat– man begegnet in Bangkok ununterbrochen Tempeln – wir lassen den ummauerten Tempelbezirk, der zu Ehren des Schutzgottes  von Bangkok Indra errichtet wurde, links liegen, denn wir haben ein anderes Ziel.
Schließlich erreichen wir dieses. Vor dem Tempeleingang lagern Taxis, Tuk-tukfahrer, Ess- und Souvenirstände, warten Gruppen von Touristen. Überall in Thailand fallen die Gruppen von Japanern auf, die laut und in Reih und Glied in die touristischen Attraktionen einfallen. Wir drängen uns mit anderen Besuchern durch ein Tempeltor. Natürlich wird Eintritt verlangt, aber wie fast alles in Thailand – billig. Innen blicken chinesische Wächterfiguren auf uns herab. Auch hier wird Essen und Getränke verkauft, aber auch Devotionalien, Buddhafiguren, Glocken, Räucherstäbchen, künstliche und echte Blumen als Opfergaben und anderes. Es sind ja nicht nur Touristen hier, sondern auch Menschen,  die zur Verehrung hierher kommen. Auch die Japaner nehmen oft eine andächtige Haltung an.


Andacht vor einem Altar

Wächterfigur



Tempelanlage Wat Pho


Stupa/Chedi

Prächtige Dächer


Oben: Malerei - Klosteranlage mit Mönchsgruppe im Innenhof. Unten: Mönchsgruppe heute

Ein weitläufiges Tempelgelände öffnet sich vor uns. Wir sehen große und kleine Hallen Viharns) mit prächtigen und verzierten Dächern und die charakteristischen glockenförmigen und hier spitz auslaufenden Türme, Pagoden, Stupas oder auf Thailändisch Chedis. Die Chedis bergen die Reliquien von Heiligen, Königen, oder auch von Buddha selbst. Sie symbolisieren überhaupt Buddha und seine Lehre. Uns wird klar, ein solches Wat ist eine eigene Welt, ein weitläufiger Komplex mit vielen Einrichtungen, ähnlich wie christliche Klöster, meist nur viel größer und prächtiger. In der Tat leben hier über 300 der orangefarben gekleideten und kahl geschorenen Mönche. Dem Kloster ist auch eine Massage-Schule angeschlossen. Massage gehört zur thailändischen Medizin und ist wie diese ursprünglich eng mit den Tempeln verbunden.

Doch wir werden jetzt zu dem gleich dem Eingang gegenüber liegenden Viharn geschoben. Wir sind gekleidet, wie das der Respekt beim Betreten von buddhistischen Tempeln verlangt: lange Hose, langes Kleid, bedeckte Arme (halten nicht alle Touristen ein). Wir ziehen die Schuhe aus – wir haben extra richtige Schuhe an, was beim Betreten von Tempelanlagen oft gefordert wird - und stellen sie in ein Regal, steigen die Treppen hinauf und treten in die Halle ein. Da erstreckt sie sich vor uns, die riesige 45 m lange und 15 m hohe Figur des zwischen hohen Säulen liegenden goldenen Buddha. Die aus Ziegelsteinen und Gips bestehende Figur ist mit Gold überzogen und wurde im Laufe der zeit immer goldener, denn die Gläubigen pappten kleine Goldplättchen auf die Statue (man kauft sie im Devotionalienhandel).  Man kann sich Gedanken darüber machen, was hier aus dem einstigen in Nordindien geborenen Prinzen Siddharta geworden ist, der sein reiches Leben verließ, als der besitzlose Asket Gotama zum „Buddha“, zum „Erleuchteten“, wurde und das „Rad“ seiner Lehre und das buddhistische Mönchtums begründete. Er starb um 480 v. Chr. und ging in das „jenseitige Nirvana“ ein, das ewige, unpersönliche und bewusstlose Ruhesein, das den Kreislauf der leidvollen Wiedergeburten beendet. Seine letzten Worte sollen gewesen sein: „Die Lehre und die Regel, die ich euch gepredigt und vorgelebt habe, die sind eure Lehrer nach meinem Ende (an Ananda, den Lieblingsjünger)… Die Gestaltungen und Betätigungen sind vergänglich. Seid aufmerksam und werdet vollkommen.“ In "Fünf Betrachtungen" empfiehlt er seinen Nachfolgern die tägliche Meditation folgender "Tatsachen ", die zur Überwindung der in den "Betrachtungen" angesprochenen "Leiden" und zur Vollkommenheit führt:
 
1.Ich bin dem Alter unterworfen. Ich kann dem Alter nicht entgehen.2.Ich bin der Krankheit unterworfen. Ich kann der Krankheit nicht entgehen.3.Ich bin dem Tod unterworfen. Ich kann dem Tod nicht entgehen.4.Alles, was mir angenehm und lieb ist, ist der Veränderung unterworfen. Es gibt keine Möglichkeit, dem Getrenntsein von Liebem zu entgehen.5.Mein einziger wahrer Besitz sind meine Gedanken, Worte und Taten. Ich kann den Konsequenzen dem Erbe (den Konsequenzen) meiner Gedanken, Worte und Taten nicht entgehen. Meine Gedanken, Worte und Taten sind der Boden, auf dem ich stehe. ( Nach  Aṅguttara Nikāya 5,57)
 
Buddha lehrte und lebte: Ablegen von Gier, Hass, Wahn, Achtsamkeit, Besinnung, Erkenntnis, Güte zu allen Lebewesen, Friedfertigkeit, nicht töten, nicht stehlen, nicht lügen, keinen unerlaubten Geschlechtsverkehr haben, keine berauschenden Getränke zu sich nehmen, spenden, Verehrung und Speisung der Mönche u.a.
  
Ein liegender Buddha erinnert an den friedvoll, achtzigjährig, inmitten seiner Jüngerschar sterbenden Gotama und vergegenwärtigt so das Erlösungsziel des Buddhisten.
 
Der liegende Buddha 

Wir umrunden mit dem Strom der Touristen die Figur von rechts nach links, was „falsch“ ist: der Buddhist kehrt beim Umrunden des Heiligen diesem immer die rechte Seite zu. Beim Rundgang gibt es Altärchen, auf denen man vor kleinen Buddhas Opfer bringen kann. An den Fußsohlen der Statue stellen Perlmutteinlegarbeiten symbolisch die 108 Eigenschaften Buddhas und buddhistischen Tugenden dar.
 
An den Wänden der Halle befinden sich bunte Malereien, die das Wissen der Zeit der Tempelgründung unter König Rama I. (1782-1809) darstellen sollen – für uns schwer deutbar. In der Gegend der riesigen Füße warten 108 Opferschalen, in die man Münzen wirft. Das soll Glück bringen. Man kann sogar Kleingeld dafür eintauschen. Natürlich opfere ich einige Münzen und wünsche uns dabei Glück für die Reise. 
 
Wir merken schon hier, Tempel, Mönche und Religion sind in Thailand fest verankert, sie sind aber auch ein Geschäftsunternehmen und die Thailänder, die meist nicht viel Geld verdienen, spenden viel Geld an die Mönchsgemeinschaften und ihre Tempel.

Meditativer Garten

Buddhastatuen in verschiedenen Haltungen
           













 
Wir treten aus der Halle heraus und bewundern eine kleine meditative Landschaft mit Bodhi-Baum, Berg und Garten. Wir durchwandern die weitläufigen Anlagen, wahrend Anna-Lena sich an die Essstände verkrümelt und eine scharfe Suppe verzehrt. Jetzt mit Beginn des Abends leert sich das Gelände von Touristen und wir haben Muße, um alles in Ruhe anzuschauen. Wir betreten eine Halle mit vielen goldenen Buddhastatuen. Sie stellen Buddha in verschiedenen, Haltungen dar, lehrend, meditierend, besänftigend, stehend, sitzend, mit der mythischen Nagaschlange, die ihn beschützt, unter dem Bodhibaum, unter dem er seine Erleuchtung hatte usw. Der Buddhist erkennt die festgelegten Haltungen. Für uns ist es schwer durchschaubar, was sie jeweils bedeuten. Es ist auch nicht so, dass die verschiedenen Statuen die vielen (vergöttlichten) Buddhas der verschiedenen Zeiten bedeuten, wie im „Mahayana“, dem „Großen Wagen“, dem Buddhismus Chinas, Japans, Tibets. In Thailand herrscht der „alte“, ursprüngliche Buddhismus, der „Theravada“- Buddhismus, „Hinayana“ oder „Kleine Wagen“, der aus Ceylon herüberkam. Hier verehrt man den historischen Buddha, den Buddha Sakyamuni, den Löwen aus dem Geschlecht der Sakyas, als Lehrer und Vorbild der Gläubigen. Die Schriften der Theravada- Richtung sind im sogenannten Dreikorb (Tipitaka) gesammelt, der im 1. Jahrhundert v. Chr. in Ceylon zusammengestellt wurde: Seine Sprache ist das Pali, ein indischer, dem Sanskrit verwandter Dialekt. Wie allen Tempeln kommen wir auch im Wat Pho am Bibliotheksgebäude vorbei, dem Mondop, einem zum Schutz der auf Palmblättern geschriebenen Handschriften auf Stelzen stehenden Haus.

 Aus den Ramayana /Ramakien:
Rama (rechts) und sein Bruder empfangen eine Gesandtschaft der Affen (Bild: wiki/flickr Francesca). Rama und sein Gegner Thotsakan werden durch grüne Gesichtsfarbe gekennzeichnet.
Thotsakans Sohn Intharachit,
dessen Pfeile sich in Schlangen
verwandeln
Seine Gegner im Anzug (Ravana/Thotsakan)
Entführung Sitas, der Gattin Ramas


Vishnus Helfer, der Affenkönig Hanuman


Dämonischer Gegner Ramas (Meerdämon mit Hanuman im Rachen) 

Hanuman beschützt den Pavillon Ramas. Hanuman kann seine Gestalt verändern.

Der Kampf zwischen den Scharen des Dämonenkönigs Thotsakan und dem Heer Ramas und Hanumans

Der siegreiche Hanuman

Straßentheater: Szenen aus dem Ramayana


Hanuman in Aktion     

Dass der Buddhismus aus dem Boden des Hinduismus erwachsen ist, sehen wir in einer anderen Halle. Dort sind an Wänden Reliefs aus der thailändischen Umformung des Ramayana, dem Ramakien, dargestellt. Diese Bilder werden wir auch noch in anderen Tempeln sehen, z. B. in der königlichen Tempel- und Palastanlage Wat Phra Keo in Bangkok, die wir am Schluss der Reise besuchten (die nachfolgenden Fotografien der Malereien sind von dort.) Das ursprünglich altindische Epos erzählt die Geschichte des Königs Rama (thailändisch Phra Ram), einer Wiederverkörperung des Gottes Vischnu, und des Raubes und der Befreiung seiner Gattin Sita (Nang Sida Ninglak). In der thailändischen Version wird Rama mit dem ersten in Ayutthaya herrschenden König der jetzigen Dynastie gleich gesetzt und begründet so die göttliche Abstammung des Herrscherhauses. Deshalb heißen die Könige offiziell alle Rama. Der jetzige König Bhumibol ist Rama IX. Auf den Bildern sieht man viele – teils mit Elefanten - geführte Kämpfe – gegen den übermächtig erscheinenden vielköpfigen Dämonenkönig Ravana/Thotsakan und seine Scharen. Die Helfer Ramas sind der Affenkönig Hanuman und seine Gefährten, die den Dämon schließlich in einem Endkampf besiegen: Beweis der Wandelbarkeit der so fest erscheinenden Verhältnisse, Sieg des Guten über das Böse, was ja durchaus mit dem Buddhismus zusammenpasst. Das Ramakien ist das thailändische Nationalepos, Pflichtlektüre in den Schulen und wird tänzerisch – teilweise mit die Rollen kennzeichnenden Masken – dargestellt. Bei unserem Aufenthalt in Bangkok am Schluss der Reise haben wir eine solche (Teil-)Aufführung auf der Strasse gesehen. 
             
Erfüllt von Eindrücken und mit müden Füssen, verlassen wir das Areal und lassen uns von einem Tuk-Tuk in die Gegend unseres Hotels bringen. Tuk-Tuk ist ein auf der Basis eines Motorrollers mit einer überdachten Fahrgastkabine versehenes Gefährt. Es ist ein billiges – wenn man den Preis vorher ausgehandelt hat - und rasches, aber wenig umweltfreundliches Transportmittel. Die Fahrer steuern ihre Kunden in meist rasender und abenteuerlicher Fahrweise durch den dichten Verkehr zum Ziel, wobei man manche Ängste aussteht. In einer Seitengasse mit vielen Essständen verköstigen wir uns. Wir probieren alles Mögliche – und das scharfe Zeug schmeckt uns wunderbar. Es ist erstaunlich, was die thailändischen Frauen in ihren Garküchen zaubern. Meist haben sie sich auf ein, oder wenige Gerichte spezialisiert und so finden sich auch an ihren Ständen die Liebhaber bestimmter Gerichte ein. Uns ist das Essen in den Garküchen immer gut bekommen – in Hotels oder großen Restaurants hat es uns weniger geschmeckt und hatten wir auch manchmal Probleme.

Ein Tuk-Tuk
                    
Scharf - aber es schmeckt! 
                             
Fazit an diesem Abend: wir sind in einem Land angekommen, in dem uns vieles fremd ist, eine andere Welt als Europa, auch wenn die Einflüsse des westlichen Lebensstiles, seiner Technik, seiner Wirtschaft deutlich erkennbar sind und einen Umbruch in diesem Land hervorgerufen haben und weiter bewirken. Aber das Leben ist unverkennbar durch die eigene Tradition geprägt, auch buddhistisch. Für den, der an Religion interessiert ist, wird Thailand auch zu einer Begegnung mit dem Buddhismus führen. Wir sehen Beeindruckendes und Schattenseiten. Das wird uns zu manchen Gesprächen anregen, nicht zuletzt auch über unsere eigene Religion, das Christentum.