Der Flug
Eine
längere Zeit der Vorbereitung liegt hinter uns. Die Reiseroute ist
ausgearbeitet und mit unserer Tochter Anna-Lena in Australien abgestimmt. Die
Hotels sind gebucht, die Zugfahrten und Flüge reserviert – alles im Internet.
Auch medizinisch haben wir vorgesorgt: Impfungen wurden überprüft und erneuert.
Wir führen eine Menge NoBite mit uns – das beste Mückenmittel in den Tropen.
Sohn Cornelius ist uns eine Warnung: er hatte sich das Dengue-Fieber in
Thailand geholt. Auch Malaria Prophylaxe haben wir im Gepäck. Und Mückennetze
für Betten. Mit dem Gepäck haben wir uns sehr beschränkt. Denn wir wollen
beweglich sein. Sogar etwas Thailändisch habe ich gelernt.
Am
16.02.2013 besteigen wir in Figueres den Zug nach Barcelona. Wir sind etwas
beklommen. Wird alles gut gehen? Überfordern wir uns nicht mit dieser Reise?
Man hört und liest so vieles über Gefahren in dem Land, in das wir reisen:
mangelnde Hygiene, Krankheiten, tropische Hitze, scharfes Essen, Armut,
zudringliche „Helfer“, Diebstahl, Prostitution…
Andererseits:
es fahren so viele nach Thailand und kommen unbeschadet wieder. Manche
verbringen sogar ihr Alter dort. Aber wir haben uns noch überall
durchgeschlagen. Wir sind gespannt…
In Barcelona
Airport finden wir erst den für uns neuen internationalen Flughafen nicht. Ein
Bus bringt uns dahin. Wir steigen in ein Flugzeug von Qatar-Airways ein – soll
„die beste Fluggesellschaft der Welt“ sein, ohne nennenswerte Unfälle bisher.
Rund 20 Stunden Flug mit Zwischenaufenthalt in Doha liegen vor uns. Wir heben
über der wintertrüben und -kalten katalanischen Metropole ab. Nach dem Start
machen wir es uns bequem. Vor uns ein kleiner Bildschirm, in dem es
Informationen und Filme zu sehen gibt. So vertreiben wir uns die Zeit.
Dazwischen gibt es Essen – warum servieren die Fluggesellschaften immer etwas
mit Hühnchen oder weich gekochten Fisch? Dazwischen stehen wir auf und bewegen
uns.
In Doha
in Arabien - Landung. Nie etwas von Doha gehört! Muss aber eine große Stadt
sein. Beim Anflug sehen wir im Dunkeln ein ausgedehntes Lichtermeer,
Wolkenkratzer…
Der
Flughafen ist riesig. Überall Wachen. In den Hallen ein buntes Gewimmel von
Europäern, Arabern, Asiaten. Wir dürfen nur bestimmte Wege gehen, Pass- und
Gepäckkontrolle, unnötig, aber Machtdemonstration – auch wir hier sind wer!
Dann langes Warten im geschlossenen Bus vor dem Flugzeug nach Bangkok. Dieser
Flughafen ist uns gründlich verleidet!
Endlich
im Flugzeug. Wir erhalten Decke, ein Päckchen mit Schlafmaske, Zahnbürste,
Ohrstöpsel - und wieder Hühnchen. Und
weiter geht der Flug über den Indischen Subkontinent – von dem wir nicht viel
sehen, da die Fenster zugezogen werden – nach Asien.
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Karte von Thailand ( Lonely Planet). Unsere Reiseroute: Bangkog - Ayutthaya - Chiang Mai - Krabi - Bangkok |
1. Tag - Bangkok
Wir
schlafen, so gut es geht, und sehen dazwischen Filme. Morgens pappiges
Frühstück.
Bald
Anflug nach Bangkok Savarnabhumi: von oben sehen wir Meer, Felder, Palmenhaine,
dann große Häuserflächen mit kleinen Häuschen und Ansammlungen von großen
modernen Bauten, dazwischen Wasserläufe und Straßenführungen. Auschecken,
Visum, Gepäckabholung – ohne Probleme. Wir stehen in der Außenhalle – natürlich
viel Betrieb, wie auf jedem internationalen Flughafen. Wir tauschen Geld um,
besorgen uns einen Stadtplan und dann geht´s an einen zentralen
Taxiverteilungsstand. Da wir Bescheid wissen, klappt alles bestens. Sofort
haben wir ein klappriges Taxi. Wir wissen die Taxifahrer können meist kein
Englisch und so händigen wir diesem eine Anfahrtsskizze
zum Hotel aus. Wir achten darauf, dass er den Meter einschaltet – und los geht
es in atemberaubendem Tempo und mit rasantem Überholen. Breite mehrspurige (kostenpflichtige)
Highways – immer wieder Bögen und Monumente mit dem farbigen Bild des Königs.
Am Rande fliegen Grünzonen mit tropischen Bäumen, Hüttenansammlungen und
moderne Viertel mit gigantischer moderner Grosstadtsilhouette vorbei.
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Democracy-Denkmal
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Trok Sin |
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Eingang zum Baan Dinso-Hostal |
Die Zimmer groß, sauber und mit allem notwendigen
ausgestattet (Dusche, Klimaanlage). Die Fahrt verlangsamt sich, der Verkehr
wird dichter. Im Schritttempo kommen wir an einen riesigen Verkehrskreisel. In
der Mitte ein großes Monument, Das Democracy-Monument, erinnert an die
Einführung der Demokratie in Thailand, ich glaube 1938. Wir sind im Zentrum von
Bangkok. Und dann geht es links ab in die Dinso Road. Und da sind wir in Asien,
Thailand. Enge Straße, auf dem Bürgersteig dichtes Gewimmel, kleine Geschäfte,
überall in den Häusern winzige Restaurants, in denen gebruzzelt wird und aus
denen Gewürzdüfte steigen, engste Seitengassen – sie heißen „Soi“ - mit
Markständen, die allerlei Kram feil bieten. Vor einem Klong, einem schmutzigen
Kanal, biegt der Taxifahrer in eine der engen Seitengassen ab und bleibt
stecken: Trok Sin – wir sind angekommen. Rings herum Hütten mit offenen Türen,
in denen Menschen sitzen, kochen, werkeln. Sie blicken neugierig und
freundlich. Wir laufen mit unserem Gepäck ein paar Schritte, wieder in eine
Seitengasse. Hier abseits des Getriebes stehen einige alte Thai-Holzhäuser,
viel Grün. Da ist unser Hotel – Baan Dinso. Baan heißt Dorf und wir sind hier
wirklich von dörflichem Leben umgeben. Eine Oase im quirligen Bangkok. Wir
durchschreiten ein großes Tor – unsere Tochter wartet schon im Hof. Sie ist
bereits in der Nacht angekommen. Freudige Begrüßung und herzliche Umarmungen.
Wir freuen uns sehr, sie wieder zu sehen und das war ja auch ein Zweck der
Reise. Im Haus werden wir von zwei jungen Thailänderin empfangen: Ich: Sawadii
krap – sie verneigen sich mit gekreuzten Händen vor der Brust- und antworten
fast singend: Sawadii kha. So begrüßt man sich in Thailand.
Das kleine
Hotel besitzt einen schönen Aufenthalts-Hof mit Wasserbecken und einem
„Geisterhäuschen“. Im thailändischen Buddhismus verehrt man Geister und Ahnen
und bringt ihnen Opfer dar - Speisen, Getränke, Blumen, Räucherstäbchen. Man
bittet um die Freundschaft und den Schutz der Geister. Korrekterweise weist man
die Geister aber auch darauf hin, dass die wahren „Edelsteine“, denen die
eigentliche Verehrung gebührt, der Buddha, seine Lehre und die Mönchsgemeinde
sind. Das Haus ist ein stilvoll eingerichtetes Thaihaus. Die Zimmer groß, sauber
und mit allem notwendigen ausgestattet (Dusche, Klimaanlage).
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"Geisterhäuschen" im Garten des Baan Dinso |
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Herzlicher Empfang |
Wir
machen uns frisch. Aber dann hält uns nichts mehr. Da wir morgen Abend schon
nach Ayutthaya abreisen wollen, möchten wir etwas von Bangkok sehen. Wir
beschließen, eine der historischen Hauptsehenswürdigkeiten Bangkoks
aufzusuchen: den WAT PHO mit dem berühmten liegenden Buddha. Wat heißt
Heiligtum und dieses ist eines der wichtigsten in Thailand.
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Die große Schaukel |
Wir
laufen die lebhafte Dinso Road hinunter. Auf dem Weg kommen wir an einem seltsamen
hohen Gestell vorbei. Es ist die „Große Schaukel“. Früher haben sich hier bei
Festen Menschen weit und hoch hinaus geschaukelt, um Silbermünzen zu erhaschen,
die irgendwo befestigt waren. Heute ist die Schaukel leer – das Schaukeln war
zu gefährlich.
Dann
kommt ein Tempel - Wat Suthat– man begegnet in Bangkok ununterbrochen Tempeln –
wir lassen den ummauerten Tempelbezirk, der zu Ehren des Schutzgottes von Bangkok Indra errichtet wurde, links
liegen, denn wir haben ein anderes Ziel.
Schließlich
erreichen wir dieses. Vor dem Tempeleingang lagern Taxis, Tuk-tukfahrer, Ess-
und Souvenirstände, warten Gruppen von Touristen. Überall in Thailand fallen
die Gruppen von Japanern auf, die laut und in Reih und Glied in die
touristischen Attraktionen einfallen. Wir drängen uns mit anderen Besuchern
durch ein Tempeltor. Natürlich wird Eintritt verlangt, aber wie fast alles in
Thailand – billig. Innen blicken chinesische Wächterfiguren auf uns herab. Auch
hier wird Essen und Getränke verkauft, aber auch Devotionalien, Buddhafiguren,
Glocken, Räucherstäbchen, künstliche und echte Blumen als Opfergaben und
anderes. Es sind ja nicht nur Touristen hier, sondern auch Menschen, die zur Verehrung hierher kommen. Auch die
Japaner nehmen oft eine andächtige Haltung an.
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Andacht vor einem Altar |
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Wächterfigur
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Tempelanlage Wat Pho |
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Stupa/Chedi |
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Prächtige Dächer |
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Oben: Malerei - Klosteranlage mit Mönchsgruppe im Innenhof. Unten: Mönchsgruppe heute |
Ein weitläufiges
Tempelgelände öffnet sich vor uns. Wir sehen große und kleine Hallen Viharns)
mit prächtigen und verzierten Dächern und die charakteristischen glockenförmigen
und hier spitz auslaufenden Türme, Pagoden, Stupas oder auf Thailändisch
Chedis. Die Chedis bergen die Reliquien von Heiligen, Königen, oder auch von
Buddha selbst. Sie symbolisieren überhaupt Buddha und seine Lehre. Uns wird
klar, ein solches Wat ist eine eigene Welt, ein weitläufiger Komplex mit vielen
Einrichtungen, ähnlich wie christliche Klöster, meist nur viel größer und
prächtiger. In der Tat leben hier über 300 der orangefarben gekleideten und
kahl geschorenen Mönche. Dem Kloster ist auch eine Massage-Schule
angeschlossen. Massage gehört zur thailändischen Medizin und ist wie diese ursprünglich
eng mit den Tempeln verbunden.
Doch wir
werden jetzt zu dem gleich dem Eingang gegenüber liegenden Viharn geschoben.
Wir sind gekleidet, wie das der Respekt beim Betreten von buddhistischen
Tempeln verlangt: lange Hose, langes Kleid, bedeckte Arme (halten nicht alle
Touristen ein). Wir ziehen die Schuhe aus – wir haben extra richtige Schuhe an,
was beim Betreten von Tempelanlagen oft gefordert wird - und stellen sie in ein
Regal, steigen die Treppen hinauf und treten in die Halle ein. Da erstreckt sie
sich vor uns, die riesige 45 m lange und 15 m hohe Figur des zwischen hohen
Säulen liegenden goldenen Buddha. Die aus Ziegelsteinen und Gips bestehende Figur
ist mit Gold überzogen und wurde im Laufe der zeit immer goldener, denn die
Gläubigen pappten kleine Goldplättchen auf die Statue (man kauft sie im
Devotionalienhandel). Man kann
sich Gedanken darüber machen, was hier aus dem einstigen in Nordindien
geborenen Prinzen Siddharta geworden ist, der sein reiches Leben verließ, als
der besitzlose Asket Gotama zum „Buddha“, zum „Erleuchteten“, wurde und das
„Rad“ seiner Lehre und das buddhistische Mönchtums begründete. Er starb um 480
v. Chr. und ging in das „jenseitige Nirvana“ ein, das ewige, unpersönliche und
bewusstlose Ruhesein, das den Kreislauf der leidvollen Wiedergeburten beendet.
Seine letzten Worte sollen gewesen sein: „Die Lehre und die Regel, die ich
euch gepredigt und vorgelebt habe, die sind eure Lehrer nach meinem Ende (an
Ananda, den Lieblingsjünger)… Die Gestaltungen und Betätigungen sind
vergänglich. Seid aufmerksam und werdet vollkommen.“ In "Fünf Betrachtungen" empfiehlt er seinen Nachfolgern die tägliche Meditation folgender "Tatsachen ", die zur Überwindung der in den "Betrachtungen" angesprochenen "Leiden" und zur Vollkommenheit führt:
1.Ich bin dem Alter unterworfen. Ich kann dem Alter nicht entgehen.2.Ich bin der Krankheit unterworfen. Ich kann der Krankheit nicht entgehen.3.Ich bin dem Tod unterworfen. Ich kann dem Tod nicht entgehen.4.Alles, was mir angenehm und lieb ist, ist der Veränderung unterworfen. Es gibt keine Möglichkeit, dem Getrenntsein von Liebem zu entgehen.5.Mein einziger wahrer Besitz sind meine Gedanken, Worte und Taten. Ich kann den Konsequenzen dem Erbe (den Konsequenzen) meiner Gedanken, Worte und Taten nicht entgehen. Meine Gedanken, Worte und Taten sind der Boden, auf dem ich stehe. ( Nach Aṅguttara Nikāya 5,57)
Buddha
lehrte und lebte: Ablegen von Gier, Hass, Wahn, Achtsamkeit, Besinnung,
Erkenntnis, Güte zu allen Lebewesen, Friedfertigkeit, nicht töten, nicht stehlen, nicht
lügen, keinen unerlaubten Geschlechtsverkehr haben, keine berauschenden
Getränke zu sich nehmen, spenden, Verehrung und Speisung der Mönche u.a.
Ein liegender Buddha erinnert an den friedvoll, achtzigjährig, inmitten seiner Jüngerschar sterbenden Gotama und vergegenwärtigt so das Erlösungsziel des Buddhisten.
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Der liegende Buddha |
Wir umrunden
mit dem Strom der Touristen die Figur von rechts nach links, was „falsch“ ist:
der Buddhist kehrt beim Umrunden des Heiligen diesem immer die rechte Seite zu.
Beim Rundgang gibt es Altärchen, auf denen man vor kleinen Buddhas Opfer
bringen kann. An den Fußsohlen der Statue stellen Perlmutteinlegarbeiten symbolisch
die 108 Eigenschaften Buddhas und buddhistischen Tugenden dar.
An
den Wänden der Halle befinden sich bunte Malereien, die das Wissen der Zeit der
Tempelgründung unter König Rama I. (1782-1809) darstellen sollen – für uns
schwer deutbar. In der Gegend der riesigen Füße warten 108 Opferschalen, in die
man Münzen wirft. Das soll Glück bringen. Man kann sogar Kleingeld dafür
eintauschen. Natürlich opfere ich einige Münzen und wünsche uns dabei Glück für
die Reise.
Wir merken schon hier, Tempel, Mönche und Religion sind in Thailand fest verankert, sie sind aber auch ein Geschäftsunternehmen und die Thailänder, die meist nicht viel Geld verdienen,
spenden viel Geld an die Mönchsgemeinschaften und ihre Tempel.
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Meditativer Garten |
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Buddhastatuen in verschiedenen Haltungen |
Wir
treten aus der Halle heraus und bewundern eine kleine meditative Landschaft mit
Bodhi-Baum, Berg und Garten. Wir durchwandern die weitläufigen Anlagen, wahrend
Anna-Lena sich an die Essstände verkrümelt und eine scharfe Suppe verzehrt.
Jetzt mit Beginn des Abends leert sich das Gelände von Touristen und wir haben
Muße, um alles in Ruhe anzuschauen. Wir betreten eine Halle mit vielen goldenen
Buddhastatuen. Sie stellen Buddha in verschiedenen, Haltungen dar, lehrend,
meditierend, besänftigend, stehend, sitzend, mit der mythischen Nagaschlange,
die ihn beschützt, unter dem Bodhibaum, unter dem er seine Erleuchtung hatte
usw. Der Buddhist erkennt die festgelegten Haltungen. Für uns ist es schwer
durchschaubar, was sie jeweils bedeuten. Es ist auch nicht so, dass die
verschiedenen Statuen die vielen (vergöttlichten) Buddhas der verschiedenen
Zeiten bedeuten, wie im „Mahayana“, dem „Großen Wagen“, dem Buddhismus Chinas,
Japans, Tibets. In Thailand herrscht der „alte“, ursprüngliche Buddhismus, der
„Theravada“- Buddhismus, „Hinayana“ oder „Kleine Wagen“, der aus Ceylon
herüberkam. Hier verehrt man den historischen Buddha, den Buddha Sakyamuni, den
Löwen aus dem Geschlecht der Sakyas, als Lehrer und Vorbild der Gläubigen. Die
Schriften der Theravada- Richtung sind im sogenannten Dreikorb (Tipitaka)
gesammelt, der im 1. Jahrhundert v. Chr. in Ceylon zusammengestellt wurde:
Seine Sprache ist das Pali, ein indischer, dem Sanskrit verwandter Dialekt. Wie
allen Tempeln kommen wir auch im Wat Pho am Bibliotheksgebäude vorbei, dem Mondop,
einem zum Schutz der auf Palmblättern geschriebenen Handschriften auf Stelzen
stehenden Haus.
Dass der
Buddhismus aus dem Boden des Hinduismus erwachsen ist, sehen wir in einer
anderen Halle. Dort sind an Wänden Reliefs aus der thailändischen Umformung des
Ramayana, dem Ramakien, dargestellt. Diese Bilder werden wir auch noch in
anderen Tempeln sehen, z. B. in der königlichen Tempel- und Palastanlage Wat
Phra Keo in Bangkok, die wir am Schluss der Reise besuchten (die nachfolgenden
Fotografien der Malereien sind von dort.) Das ursprünglich altindische Epos
erzählt die Geschichte des Königs Rama (thailändisch Phra Ram), einer
Wiederverkörperung des Gottes Vischnu, und des Raubes und der Befreiung seiner
Gattin Sita (Nang Sida Ninglak). In der thailändischen Version wird Rama mit
dem ersten in Ayutthaya herrschenden König der jetzigen Dynastie gleich gesetzt
und begründet so die göttliche Abstammung des Herrscherhauses. Deshalb heißen
die Könige offiziell alle Rama. Der jetzige König Bhumibol ist Rama IX. Auf den
Bildern sieht man viele – teils mit Elefanten - geführte Kämpfe – gegen den
übermächtig erscheinenden vielköpfigen Dämonenkönig Ravana/Thotsakan und seine
Scharen. Die Helfer Ramas sind der Affenkönig Hanuman und seine Gefährten, die
den Dämon schließlich in einem Endkampf besiegen: Beweis der Wandelbarkeit der
so fest erscheinenden Verhältnisse, Sieg des Guten über das Böse, was ja
durchaus mit dem Buddhismus zusammenpasst. Das Ramakien ist das thailändische
Nationalepos, Pflichtlektüre in den Schulen und wird tänzerisch – teilweise mit
die Rollen kennzeichnenden Masken – dargestellt. Bei unserem Aufenthalt in
Bangkok am Schluss der Reise haben wir eine solche (Teil-)Aufführung auf der Strasse
gesehen.
Erfüllt
von Eindrücken und mit müden Füssen, verlassen wir das Areal und lassen uns von
einem Tuk-Tuk in die Gegend unseres Hotels bringen. Tuk-Tuk ist ein auf der
Basis eines Motorrollers mit einer überdachten Fahrgastkabine versehenes
Gefährt. Es ist ein billiges – wenn man den Preis vorher ausgehandelt hat - und
rasches, aber wenig umweltfreundliches Transportmittel. Die Fahrer steuern ihre
Kunden in meist rasender und abenteuerlicher Fahrweise durch den dichten
Verkehr zum Ziel, wobei man manche Ängste aussteht. In einer Seitengasse mit
vielen Essständen verköstigen wir uns. Wir probieren alles Mögliche – und das
scharfe Zeug schmeckt uns wunderbar. Es ist erstaunlich, was die thailändischen
Frauen in ihren Garküchen zaubern. Meist haben sie sich auf ein, oder wenige
Gerichte spezialisiert und so finden sich auch an ihren Ständen die Liebhaber
bestimmter Gerichte ein. Uns ist das Essen in den Garküchen immer gut bekommen
– in Hotels oder großen Restaurants hat es uns weniger geschmeckt und hatten
wir auch manchmal Probleme.
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Ein Tuk-Tuk |
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Scharf - aber es schmeckt! |
Fazit an
diesem Abend: wir sind in einem Land angekommen, in dem uns vieles fremd ist,
eine andere Welt als Europa, auch wenn die Einflüsse des westlichen
Lebensstiles, seiner Technik, seiner Wirtschaft deutlich erkennbar sind und
einen Umbruch in diesem Land hervorgerufen haben und weiter bewirken. Aber das
Leben ist unverkennbar durch die eigene Tradition geprägt, auch buddhistisch.
Für den, der an Religion interessiert ist, wird Thailand auch zu einer
Begegnung mit dem Buddhismus führen. Wir sehen Beeindruckendes und
Schattenseiten. Das wird uns zu manchen Gesprächen anregen, nicht zuletzt auch
über unsere eigene Religion, das Christentum.